Weniger Stress durch Achtsamkeit oder Embodiment?

Frau rauft sich die Haare

Es ist zum Haare raufen: Wir wissen doch, was wir tun müssen, um weniger gestresst zu sein und dann - sind wir am Ende des Tages alles andere als weniger gestresst. Ganz im Gegenteil, da ist dieses leise Gefühl, dass all die Planungsapps, Affirmationen und Achtsamkeitspodcasts noch mehr unter Druck setzen. Ganz zu schweigen von dem Entspannungstee, der noch nicht mal schmeckt.

Was hilft denn nun wirklich?

Multitasking können wir Frauen. Gut sogar.


Erfahre in diesem Blogartikel, wieso der Körper der viel wichtigere Schlüssel im Stressmanagement ist als der Verstand.


Schon von Achtsamkeit gehört?

Achtsamkeit ist der Gegenentwurf zu Multitasking - die bewusste Entscheidung, den jetzigen Moment wahrzunehmen mit allem, was um und in uns geschieht ohne zu bewerten. Sie wird beschrieben als die Fähigkeit, Gedanken, Gefühle, Sinneseindrücke und Körperempfindungen so umfassend und unmittelbar wie möglich wahrzunehmen, ohne sie zu bewerten und ohne in Grübeleien, Erinnerungen oder Zukunftsplanungen gefangen zu sein.


In anderen Worten: Ganz und gar jetzt sein.

Den jetzigen Moment wahrnehmen. So weit so gut. Wie nehmen wir heutzutage wahr? Wie gewinnen und verarbeiten wir Informationen? Und was nehmen wir heute alles wahr? Durch eine kleine gedankliche Zeitreise einige Jahre in die Vergangenheit dürfte uns klar werden, dass die Informationsflut, die uns heute Tag für Tag umgibt eine weitaus größere ist als früher. Unbewusst und bewusst sind wir gefordert, eine unfassbare Menge an Informationen und Eindrücken über all unsere Sinne zu verarbeiten. So eine große Menge, dass manch einer sie tagsüber nicht mehr zu verarbeiten schafft und schlaflose Nächte verbringt, in denen der Körper nicht zur Ruhe findet, weil er eben noch mit der Datenverarbeitung beschäftigt ist.


Dass die Datenverarbeitung neben Schlafstörungen weitere Nebenwirkungen mit sich bringt, scheint fast normal. Wir haben uns dran gewöhnt, viele Dinge gleichzeitig zu machen, an 1000 Sachen zu denken und das Gefühl, dass es gar nicht anders geht, weil uns ansonsten die Welle der Erledigungen zu überrollen droht, dürfte wohl jedem, der in der westlichen Welt lebt bekannt sein. Das Tempo, das wir fahren ist enorm und der Unmut, der uns entgegen schlägt, wenn wir das Tempo drosseln, der ist natürlich auch den meisten bekannt. Doch gleichzeitig steigt das Bewusstsein dafür, dass der schnelle Lebensstil uns weder glücklicher noch gesünder macht. Die Suche nach einem Gegenpol und nach Lösungsansätzen, die in den hektischen Alltag passen muss nun eben auch noch irgendwo ihren Platz finden. 

Als hätten wir nicht schon genug um die Ohren, aber so geht es nicht weiter.

Es gibt verschiedenste Techniken zur Stressverarbeitung und -bewältigung, die darauf abzielen, die durch den Stress verursachten körperlichen Prozesse in Richtung Entspannung zu beeinflussen. Maßnahmen wie Atemübungen oder Akupressur für den Umgang mit akuten Stresssituationen haben sich ebenso bewährt wie die präventive Bewusstmachung und Anwendung diverser Zeit- und Selbstmanagementtools oder der regelmäßigen Bewusstmachung und Reflexion sich selbst und der Umwelt gegenüber auf Verstandesebene.


Oftmals liegt diesen Maßnahmen die Basis bewusster Veränderungen der eigenen Denk- und Verhaltensprozesse zu Grunde, was logisch erscheint in einer Welt, die den kognitiven Fähigkeiten die allergrößte Bedeutung zukommen lässt. Aus neurowissenschaftlicher Sicht gibt es allerdings zu beachten, dass dieser Lösungsansatz durchaus sehr energieaufwendig sein kann und zweitens gegebenenfalls noch mehr Stress auslösen wird in einer Situation, in der wir weder einen Energieüberschuss noch einen Mangel an Stress fühlen. Wenn nämlich, was der Körper tatsächlich fühlt - Stress und Gefahr nicht im Einklang mit der Geschichte ist, die auf Bewusstseinsebene zu erzählen versucht wird. Einfach formuliert: Es nützt nichts, sich zu erzählen, alles ist gut, während der Körper weiterhin Stresshormone ausschüttet, in Alarmbereitschaft ist und sich alles andere als gut und sicher fühlt.

Der Körper als Schlüssel in Stresssituationen

Weshalb der Körper eine Schlüsselfunktion in Sachen Stressprävention und -management spielt, wird klar, wenn wir die Funktionsweise des Gehirns betrachten.

Unser Bewusstsein, mit dem wir willentlich initiierte Selbstregulationsprozesse in Gang setzen, findet sich hauptsächlich im präfrontalen Kortex wieder. Dieser benötigt Energie. Energie, die in akuten Stresssituationen natürlich im Körper gebraucht wird - für die bevorstehende Flucht oder den Kampf. Auch die in diesen Situationen entstehenden Emotionen wie Wut oder Angst werden im Körper verarbeitet, was weitere Energie braucht. 

Es geht ums Überleben

Gehirnareale, die weitaus älter sind als der Sitz unseres Bewusstseins sind verantwortlich für unsere Sicherheit und sind demzufolge dem verstandesorientierten Handeln vorgelagert. Wieder in einfachen Worten: Was nützt es mir, wenn ich erst mal drüber nachdenke, ob es eine gute Entscheidung ist, vor dem Tiger davonzurennen? Ich renne. Ohne drüber nachzudenken. Mein Körper übernimmt die Führung und das ist in dieser akuten Situation gut so.

Heutzutage hat der Tiger eine andere Form. Doch unser Körper übernimmt weiterhin die Führung. Er meldet Gefahr, weil wir stundenlang einen Punkt fixieren. Er weiß nicht, dass wir „nur“ auf den Bildschirm starren und nicht auf den Feind. Er weiß auch nicht, dass wir nicht auf der Flucht sind, während wir privat und beruflich von Termin zu Termin hetzen. Aus körperlicher Sicht sind wir mit dem heutigen Lebensstil und -tempo in ernstzunehmender Gefahr.


Sind wir denn wirklich in Gefahr?

Ja. Anders. Es ist nicht mehr der Tiger, der uns schnappen will, es ist der unbewusste - wenig achtsame Umgang mit den äußeren Gegebenheiten, der uns in die Knie zwingt, wenn wir nicht aktiv gegensteuern.

In Situationen, während derer der Körper sich bedroht fühlt, werden Stresshormone ausgeschüttet und der präfrontale Cortex hat Schwierigkeiten, klare Gedanken zu fassen. Je höher der Stresspegel, desto weniger Kapazitäten haben wir dementsprechend, uns willentlich zu regulieren. Da hilft es nicht weiter, noch mehr zu affirmieren oder sein Mindset besser auszurichten.


Lebensgefahr besteht vielleicht nicht unmittelbar, doch es liegt auf der Hand, dass körperliche Strategien, die die Produktion der Stresshormone unmittelbar beeinflussen, wie beispielsweise eine ruhige tiefe Atmung erfolgsversprechender in Sachen Stressprävention und -management sind als Strategien, die den Körper außer Acht lassen. Wir müssen uns unserem Körper wieder bewusst werden.

Embodiment - dem Körper achtsam begegnen

Damit dieser Zugang zum eigenen Körper wieder hergestellt wird und weitergehend auch unter starken Belastungen Bestand hat, ist Regelmäßigkeit und Nachhaltigkeit nötig. 


Während meiner Yin Yoga und Yin & Yang Kurse setze ich daher sowohl auf meditative Übungen in Ruhe und in Bewegung als auch auf Ansätze aus dem Mental Coaching, was tiefgreifende Veränderungsprozesse bei meinen Teilnehmern in Bewegung setzt.


Während der Bewegung immer wieder in seine eigene Stabilität zu finden, um auch im Alltagsstress flexibel auf unterschiedlichste Gegebenheiten reagieren zu können, das macht uns langfristig resilient. Wir finden die Sicherheit, dass wir sowohl körperlich als auch psychisch mit allen Lebenssituationen und -phasen umgehen können werden. Dass wir auch dann ganz im Moment und bei uns selbst bleiben können, wenn um uns herum das Tempo wieder Autobahncharakter annimmt. Wir lernen, bewusst zu beleuchten, ob es gerade schnell gehen muss oder ob es auch langsam gehen könnte. 

Wichtig: Achtsamkeit und Embodiment dürfen Spaß machen

In diesem Sinne: Was sagt eine Schnecke auf dem Rücken einer Schildkröte?

Sie sagt: Huiiiiii!


Nein, du sollst keine Schnecke sein.


Du sollst die Energie haben, kraftvoll dein Leben zu gestalten und dabei gelassen, souverän und geistig klar sowohl mit akuten als auch chronischen Stressbelastungen umgehen zu können. 


Achtsamkeit bedeutet Selbstfürsorge, also fang heute an, dein Tempo zu finden.