Über ein Jahr ist vergangen seit der Erstveröffentlichung des Buches „Generation Angst“ von Jonathan Haidt. Wenn ich mich heute umschaue - im Freundes- und Bekanntenkreis, in den öffentlichen Verkehrsmitteln oder in der Marsch beim Spazierengehen, sehe ich viele Kinder, Eltern und leider oft auch Handys. Ich möchte schreien. Jede Faser meines Körpers schreit „Warum?“ und ich frage mich, was unsere Kinder uns mal fragen werden, wenn wir es jetzt nicht schaffen, eine deutliche Kehrtwende in Sachen Medienkonsum einzuleiten. Vielleicht werden sie uns fragen: „Mama, warum hast du nichts getan?“. Was werden wir antworten? Ich will diese Frage weder hören noch beantworten müssen. Einfach nein. Wenn dieser Blogartikel nur eine einzige Mutter erreicht, bin ich glücklich. Wenn es mehr sind, natürlich auch. Denn es ist so was von Zeit, ehrlich zu sein. Zeit, aufzuwachen. Wir sitzen in einem Boot, das immer schneller Richtung Abgrund steuert und kein anderer als wir selbst haben die Verantwortung, es zu stoppen. Niemand wird kommen und die Schritte für uns übernehmen, die nötig sind, um unsere Kinder zu beschützen. Vor einer Woche habe ich das Buch „Generation Angst“ von Jonathan Haidt gelesen und seither geht es mir nicht mehr aus dem Kopf. Es ist ein Alarmruf, den wir keinesfalls ignorieren dürfen. Es ist ebenso eine klare Ansage: Wenn wir jetzt nicht handeln, wird unsere Kinder eine Zukunft erwarten, die von Angst, Unsicherheit und psychischer Belastung geprägt sein wird.
Wir können nicht darauf hoffen, dass irgendjemand anderes das Problem für uns löst. Niemand wird kommen und uns sagen, wie wir es machen sollen, wie es das Beste für unsere Kinder ist. Niemals. Und selbst wenn - kannst du mit Sicherheit annehmen, dass andere die Gesundheit deines Kind an erste Stelle setzen? Die Gesellschaft, die Schulen, die Politik – sie alle haben ihre Aufgaben. Aber die wichtigste Aufgabe liegt bei uns selbst - bei dir, bei mir. Bei uns als Löwenmutter. Es ist unsere alleinige Verantwortung, die Weichen richtig zu stellen. Denn nur wir können den Grundstein für eine gesunde Entwicklung unserer Kinder in Sachen Mediennutzung legen.
Und ja, das bedeutet auch, dass wir uns nicht mehr hinter Ausreden verstecken dürfen. „Ich bin zu müde.“, „Ich habe keine Zeit.“, „Es ist alles so kompliziert.“, "Das gehört heute doch dazu.". Viel mehr als es Ausreden sind ist das eine Form der Selbsttäuschung, die keinen Platz mehr haben darf. Wenn wir jetzt nicht die Priorität auf das legen, was wirklich zählt – die emotionale und mentale Gesundheit unserer Kinder – dann wird es zu spät sein. Wir werden die Quittung dafür bekommen und unsere Kinder und auch uns selbst als Gesellschaft dafür zahlen lassen.
Haidt beschreibt, wie Angst in der heutigen Gesellschaft allgegenwärtig ist. Kinder wachsen auf, in einer Welt voller Unsicherheiten transportiert nicht zuletzt durch die eigenen Eltern, sozialen Medien, Leistungsdruck und ständiger Vergleichbarkeit in einem Schulsystem, dass einen eigenen Blogartikel verdient. Das Ergebnis: Eine Generation, die sich immer mehr in Angst und Selbstzweifeln verliert und ihrem Bedürfnis nach Selbstwirksamkeit und Freiheit im Internet nachgeht. Und was machen wir? Wir lassen es einfach geschehen. Und wieder schreit jede Faser meines Körpers "Warum?". Sind wir echt zu müde, um aktiv zu werden? Zu kaputt? Zu überfordert? Der Eindruck macht sich breit, wir seien tatsächlich oft zu beschäftigt mit unseren eigenen Baustellen, um den Blick auf das Wesentliche zu richten. Oder haben wir vielleicht Angst, wir könnten die Reaktionen nicht halten? Könnten dem Gegenwind nicht Stand halten, den es gibt - von Freunden, anderen Eltern, dem Schulleiter, Partner und nicht zuletzt dem eigenen Kind?
Aber genau das dürfen wir nicht mehr zulassen. Angst ist kein Zustand, den wir einfach hinnehmen dürfen. Angst ist ein Signal, das uns aufzeigt: Hier stimmt etwas nicht.
Und es liegt an uns, darauf zu reagieren.
Hier kommen meine Handlungsempfehlungen und Ideen, die sich auch an dem Buch „Generation Angst“ orientieren – und die wir als Löwenmütter sofort umsetzen müssen:
Emotionale Sicherheit schaffen
Dein Kind braucht keine perfekten Eltern, sondern Eltern, die präsent sind. Stell dir vor, dass das wie viel entscheidender ist als das was. Fang an, wirklich zuhören - um zu verstehen. Fang an, da zu sein - wirklich da zu sein bei der einen Sache, die du allein oder gemeinsam mit deinem Kind tust. Fang an, wieder mehr du zu sein - ohne Handy und ohne das Gefühl, anders sein zu müssen. Das bedeutet, echte Gespräche zu führen, Gefühle zuzulassen und keine Angst vor Konflikten zu haben. Kinder brauchen das Gefühl: Ich bin geliebt, ich bin sicher. Ich bin wichtiger als das Handy in Mamas Hand.
Selbstbewusstsein fördern
Statt ständig zu korrigieren oder zu kontrollieren, solltest du dein Kind ermutigen, eigene Entscheidungen zu treffen und an sich zu glauben. Wir müssen selbst erst wieder lernen, zu vertrauen. Aber es ist wichtig, denn: Wenn wir selbst unseren Kindern nicht vertrauen, wie sollen dann unsere Kinder sich vertrauen lernen? Unser eigenes Vertrauen in unsere Kinder, andere Menschen und die Welt stärkt das Selbstvertrauen unserer Kinder und macht sie resilienter gegenüber Ängsten. Wo Angst ist, da sollte auch Vertrauen sein und davon bitte wieder mehr.
Digitale Balance herstellen
Medien sind ein zweischneidiges Schwert, dass uns immer begleiten wird. Wir müssen klare Grenzen setzen und aufklären, um die psychische Gesundheit unserer Kinder zu schützen. Kein Dauer-Scrollen, keine ständige Vergleichbarkeit, kein Dauerstress im Taschenformat. Stattdessen Ausgleich: echte Begegnungen, Natur, kreative Aktivitäten und einen gesunden Umgang mit digitalen Medien kultivieren. Rituale, wie handyfreie Sonntage, Wochenenden oder ganze Urlaube schaffen den dringend notwendigen Rahmen, wieder zu sich selbst und zueinander finden zu können. Manch ein Erwachsener wird körperlich erfahren, welches Suchtpotential von den digitalen Medien ausgeht und so hoffentlich langfristig das nötige Bewusstsein für nachhaltige Veränderung finden.
Resilienz und Problemlösungskompetenz stärken
Ja, auch mein Kind muss lernen, mit Rückschlägen umzugehen. Deins auch. Ja, das ist hart. Denn das bedeutet, sie nicht vor allem zu bewahren, sondern sie zu ermutigen, selbständig Lösungen zu finden und eigene Erfahrungen zu machen. Fehler sind Lernchancen, keine Katastrophen. Für uns heißt es, sich zurückzunehmen - immer und immer wieder. Es heißt weiterhin, Emotionen auszuhalten und da zu sein - mittendrin statt nur dabei sozusagen. Die des Kindes und als wäre das nicht genug, auch die eigenen Gefühle. Tja. Niemand hat gesagt, Mama sein ist etwas für Anfänger.
Das eigene Verhalten reflektieren
Du bist Vorbild. Wenn du selbst ständig gestresst, ängstlich oder ungeduldig bist, überträgst du das auf dein Kind. Es lernt, dass das Leben ein Kampf ist und das Handy das Tor zur vermeintlich entspannteren Welt ist. Deshalb: Selbstfürsorge ist kein Luxus, sondern Pflicht. Nur wenn wir selbst stabil sind, können wir unsere Kinder wirklich unterstützen. Das Handy ist eine wirksame Sperre zu echter Verbindung - so bald es auf dem Tisch liegt, suggeriert es unseren Mitmenschen am Tisch, dass es wichtigere Dinge geben könnte als ihn. Jedes Piepsen, jedes Klingeln holt uns heraus aus der Verbindung in dem Moment.
Gemeinschaft und Verbundenheit fördern
Isolation ist ein großer Angstverstärker. Kinder brauchen Gemeinschaft, echte Freundschaften und soziale Unterstützung. Auch wir brauchen das noch mehr. Wir können Netzwerke schaffen aus Menschen - gerne unterschiedlichen Alters, die sich gegenseitig stärken und inspirieren. Die in Sachen Medienkonsum ihren Blick in eine gemeinsame Richtung ausrichten. So wird Veränderung plötzlich leichter als gedacht. Wenn wir alle gemeinsam gehen.
Keine Mutter möchte jemals hören „Mama, warum hast du nichts gemacht, wieso hast du einfach zugesehen?“. Keine Mutter möchte antworten „Ich wusste es schon irgendwie, aber deine Freunde hatten in der Grundschule auch ein Handy und du wolltest es so sehr. Ich konnte nicht anders.“. Wir dürfen nicht mehr zusehen, wie unsere Kinder in Angst und Unsicherheit aufwachsen. Es ist unsere Aufgabe, die Kehrtwende einzuleiten. Das bedeutet, Verantwortung zu übernehmen – für unsere Kinder und für unsere Gesellschaft.
Die Herausforderung heute ist, selbst einen gesunden Umgang mit den Medien zu finden, Vorbild zu sein, starke Werte zu haben und für genug eigene Kraft und Energie zu sorgen, diese zu vermitteln und unseren Kindern zu vertrauen, dass sie in der realen Welt sicherer aufgehoben sind als in den Weiten des Internets.
Jetzt ist die Zeit für alle Löwenmütter. Aufzustehen und zu handeln. Gespräche zu führen. Bewusstsein zu schaffen. Stark zu sein. Für unsere Kinder, für ihre Zukunft.
Warum spreche ich „nur“ die Mütter an? Natürlich dürfen und sollten alle Elternteile an einem Strang ziehen. Die Rolle der Mütter hat sich gewandelt, ist aber nach wie vor essenziell für das Wohl ihrer Familien. Mütter sind heutzutage vielfältiger in ihren Aufgaben und Rollen als früher. Was uns Mütter beeinflusst - bewusst wie auch unbewusst verdient einen eigenen Blogartikel.
Nicht selten ist es so viel, was wir Tag für Tag wuppen, dass wir den Blick verlieren für das Wesentliche. Jede Mutter kennt das Gefühl, dass es „zu viel“ ist. Was genau zu viel ist, dessen sind sich die wenigsten wirklich in Gänze bewusst. Ich sage: Es darf nicht „zu viel“ sein. Das Kindeswohl muss an erster Stelle stehen, was immer das für uns selbst an Energieaufwand bedeutet. Wenn wir wollen, dass unsere Kinder eine Zukunft haben, in der sie frei von Angst leben können, dann müssen wir jetzt handeln. Nicht morgen, nicht irgendwann. Jetzt. Denn die Zeit, in der wir noch zögern können, ist lange vorbei.
Sorge dafür, dass du die Kraft hast, das zu tun, was getan werden muss.
Und wenn du alleine nicht mehr kannst, dann hole dir ein zwei helfende Hände.
Lasst uns gemeinsam dafür sorgen, dass wir die Generation Angst in eine Generation Hoffnung verwandeln. Für unsere Kinder und auch für uns selbst.
Löwenmütter sind stark und fürsorglich. Sie beschützen ihre Kinder vor Gefahren und bringen ihren Kindern alles bei, was sie wissen müssen, um zu überleben. Sie schließen sich in Gruppen zusammen, um Sicherheit zu schaffen.
Du bist Mama. Löwenmama. Die Entscheidung liegt bei dir. Jeden Tag. Immer wieder. Nutze sie.